Der moderne Spiritismus

Bild oben: Katie und Maggie Fox, Daguerreotypie

Können Tote reden?

Freitag, der 31. März 1848, gilt als die Geburtsstunde des modernen Spiritismus. Nächtelang erlebten die beiden Fox-Schwestern Maggie (Margaret, 14) und Kate (Catherine, 11) mit ihren Eltern John und Margaret in ihrem Haus in Hydesville, New York, übernatürliche Phänomene. Es hörte sich so an, als würde jemand an die Wände klopfen. Bettzeug und Möbel bewegten sich.

An diesem Freitag fanden sie einen Weg, um mit dem „Geist“ zu kommunizieren. Kate sagte: „klatsche mir nach“ und klatschte zweimal. Schon kam die Antwort: zweimal klopfen. Sie probierten es noch einmal, viermal klatschen. Wieder kam die Antwort: viermal klopfen. Dann zeigte Kate zwei Finger. Und schon kam die Antwort: zweimal klopfen. „Sieh mal Mama, der Geist kann hören und sehen!“

Frau Fox wollte es überprüfen: „Wie viele Kinder habe ich?“ Sechsmal war ein Klopfen zu hören. Aber Frau Fox hatte nur 5 Kinder. Doch ihre Töchter erinnerten sie daran, dass sie noch ein 6. Kind hatte, das als Säugling verstorben war. „Ist das ein menschliches Wesen, das meine Fragen beantwortet?“ Keine Antwort. „Ist es ein Geist? Dann klopfe zweimal“ Zwei laute Schläge waren deutlich zu hören und das Bett bewegte sich. Nun wurden auch die Nachbarn herbeigeholt und stellten ihre Fragen. Über Klopfzeichen gab sich der „Geist“ als verstorbener Hausierer namens Charles B. Rosna zu erkennen, der einige Jahren zuvor in dem Haus ermordet und verscharrt worden sein soll (Dazu wurde das Alphabet aufgelistet und bei dem entsprechenden Buchstaben sollte der Geist sich bemerkbar machen). Auf die Frage, ob es einen Himmel gibt, antwortete der „Geist“ mit „ja“. Die Frage, ob Gott ihn gesandt habe und dieser Weg der Kommunikation ein Geschenk Gottes sei, erhielten sie wiederholt die klare Antwort „ja“.

Als Leah (17), die große Schwester von Maggie und Kate, davon hörte, nahm sie ihre jüngeren Schwestern zu sich nach Rochester, New York. Hier zeigte sich, dass sich der „Geist“ weiterhin offenbarte. Wohlhabende Leute interessierten sich für diese Art der Kommunikation und luden die Schwestern zu sich ein. Das Ehepaar wollte mit ihrer verstorbenen Tochter sprechen. Die Sitzung wurde mit dem Gebet eines Methodistenpredigers eröffnet. Anschließend riefen die Fox-Schwestern die verstorbene Tochter herbei. Sie gab sich durch Klopfen zu erkennen und beschrieb den Himmel als einen wunderschönen Ort.

Dass man über die Fox-Schwestern die Toten befragen kann, sprach sich schnell herum. Am Dienstag, den 14. Nov. 1848, hatten sie in der Corinthian Hall in Rochester, New York, ihren ersten öffentlichen Auftritt. Für 25 Cent konnte man die Show besuchen. Alle Plätze waren ausverkauft. Die Veranstaltung wurde gleich an den nächsten Tagen wiederholt. Dann begannen eine Tournee. Die Zeitungen berichteten darüber. Die Mundpropaganda tat den Rest. Man untersuchte die Schwestern und bestätige mehrmals, dass sie keine Tricks verwenden. So schien klar bewiesen zu sein, dass Tote reden können und dies sei ein Geschenk von Gott.

Auf dem (Grab)Stein, den Spiritisten im Dez 1927 an der Stelle errichteten, wo sich das Haus der Fox-Familie befand, steht in Großbuchstaben: „ES GIBT KEINEN TOD. ES GIBT KEINE TOTEN“. Die Fox-Schwestern hatten so einen großen Erfolg, weil vielen Leuten nicht klar war, dass ein Mensch von Natur aus keine Unsterblichkeit hat. „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben“ hatte Satan zu Eva gesagt (1Mo 3,4). Nur Gott allein hat Unsterblichkeit – sagt die Bibel (1Tim 6,15.16). Ewiges Leben ist ein Geschenk Gottes für diejenigen, die Jesus Christus als ihren Heiland und Herrn angenommen haben (Rö 2,7; Joh 5,24; 1Joh 5,12). Das ewige Leben beginnt erst mit der Auferstehung bei der Wiederkunft von Jesus Christus (1Th 4,13-17; 1Kor 15,51-54). Die Toten zu befragen wird in der Bibel verurteilt (u.a. Jes 8,19.20; 3Mo 20,6; 1Sa 28,8ff). Wer steckt hinter dem „Klopfen“, wenn die Toten nichts wissen (vgl. Pred 9,4-10)?

Maggy und Kate präsentierten 1888 öffentlich, wie sie auch selber das Klopfen erzeugen können. Ihr Bekenntnis schadete zwar ihrem Ruf und beendete ihre Karriere und wenige Jahre darauf starben sie völlig verarmt. Aber sie hinterließen ein Erbe, das man „spiritistische Bewegung“ bzw. „moderner Spiritismus“ nennt. Die erste Kirche wurde 1853 von David Richmond auf den Britischen Inseln gegründet (in Keighley, Yorkshire). Zwei Jahre darauf zählten die Spiritisten nach eigenen Angaben bereits 2 Millionen Mitglieder. Heute wird die Anhängerschaft auf über 100 Mio. geschätzt.

Was sagt Ellen White dazu?

Gott hat in der Vergangenheit „vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet durch die Propheten.“ (Hebr 1,1). Eine Aufgabe der Gabe der Weissagung ist der Schutz vor Täuschungen und vor Angriffen Satans (vgl. Eph 6,10-18; Jes 8,19-20). Im März 1848, als die Fox-Schwestern in Hydesville mit dem „Geist“ kommunizierten, war Ellen White 20 Jahre alt, seit 1½ Jahren mit James verheiratet und Mutter eines 6 Monate alten Jungen (Henry Nichols). Sie wohnten bei Freunden in Topsham, Maine. Seit über 3 Jahren war Ellen White als Botin des Herrn unterwegs und so mancher Kritik ausgesetzt. Einige sahen sie als krankes, schwaches Mädchen. Andere stellten sie wie eine Satanistin dar. Hatte Gott Ellen White berufen oder kamen die Phänomene während einer Vision von Satan (z.B. keine Atmung, übernatürliche Kraft)? Ein wahrer Prophet wird an seinen Früchten erkannt – und auch daran, dass Vorhersagen eintreffen (vgl. Mt 7,15-20; Jer 28,1-9; 5Mo 18,21.22).

Am Sabbat, den 24. März 1849, hatte Ellen White eine Vision. Dies ist ihr Bericht:

Ich sah, dass das geheimnisvolle Klopfen in New York und an anderen Orten die Macht Satans war und dass solche Dinge immer gebräuchlicher würden. Sie sind in ein religiöses Gewand gekleidet, um die Betrogenen mehr in Sicherheit zu wiegen und das Denken des Volkes Gottes, wenn möglich, auf diese Dinge zu richten und es zu veranlassen, die Lehren und die Macht des Heiligen Geistes anzuzweifeln. (Frühe Schriften, 34.1; vgl. Review and Herald, 1 Aug. 1849)

Im nächsten Jahr bekam Ellen White weitere Informationen:

Die Täuschung im Zusammenhang mit dem „geheimnisvollen Klopfen“ wurde mir vorgeführt. Ich sah, dass Satan die Macht hat, die Gestalt unserer in Jesus entschlafenen Verwandten oder Freunde vor uns erscheinen zu lassen. Es wird den Anschein haben, als ob diese Freunde wirklich gegenwärtig seien. Die Worte, die sie äußerten, während sie unter uns weilten, und mit denen wir vertraut waren, werden gesprochen werden. Der gleiche Klang der Stimme, die sie im Leben hatten, wird an unser Ohr dringen. Alles dies geschieht, um die Heiligen zu täuschen und sie zu verführen, dieser Täuschung zu glauben. (Frühe Schriften, 248f)

Am 24. August 1850 [wieder ein Sabbat] sah ich, dass das geheimnisvolle Klopfen die Macht Satans war; manches kam direkt von ihm, manches indirekt von ihm durch seine Werkzeuge, aber alles ging von Satan aus. … Ich sah, dass es bald als Gotteslästerung angesehen wird, gegen das Klopfen zu reden, dass es sich immer mehr ausbreiten und das Satans Macht zunehmen würde. Manche seiner ergebenen Nachfolger werden Macht haben, Wunder zu vollbringen und selbst Feuer vom Himmel fallen zu lassen vor den Menschen. Es wurde mir gezeigt, dass diese modernen Zauberer durch die Klopfgeister und den Magnetismus alle Wunder unseres Herrn Jesu Christi erklären würden, und dass viele glauben würden, dass alle die großen Wunder, die der Sohn Gottes auf Erden tat, durch die selbe Macht ausgeführt würden. … Diese Zeit wird bald kommen, und wir müssen uns an den starken Arm des Herrn halten, denn alle diese großen Zeichen und mächtigen Wunder Satans gehen darauf aus, Gottes Volk zu verführen und zugrunde zu richten. (Erfahrungen und Gesichte, 51)

Haben sich diese Vorhersagen erfüllt?

Die National Spiritualist Association gab anlässlich des 100. Jahrestages des modernen Spiritismus (1948) ein Buch heraus. Darin heißt es u.a.: „Ein Medium kündigt die Geburt Jesu an, dessen kurzes Leben auf der Erde von vielen sogenannten Wundern gekennzeichnet war, die in Wirklichkeit nur spiritistische Phänomene waren. … Weder Priester noch Presse sollten lieblos dieses heilige Wort Spiritismus aussprechen oder antasten, sondern nur mit reinen Händen und Herzen. … Der Spiritismus ist die kommende allgemeine Religion. Er ist das Lebensblut des Christentums, ja er ist das Christentum und mehr.“ (National Spiritualist Association, Centennial Book of Modern Spiritualism in America, University of Wisconsin – Madison, 1948, 68.34.69; Vgl. Herbert E. Douglass, Dramatic Prophecies of Ellen White: Stories of World Events Divinely Foretold, Pacific Press, 2007, 30-31)

Heute – fast nochmal 70 Jahre später – sind Kinderbücher und Schulmaterial gefüllt mit Fabelwesen, Hexen, Zauberern, etc. So hat an Schulen die Esoterik und New Age Einzug gehalten. In Filmen wird der Zustand im Tod gezeigt, wie es Spiritisten glauben. Nahtoderlebnisse sowie Begegnungen mit Verstorbenen scheinen die Unsterblichkeit des Menschen zu bestätigen. usw. usw. Hier hat sich erfüllt, was Gott uns durch Ellen White vorhergesagt hat. Wenn sich das alles erfüllt hat, dann wird sich das hier auch erfüllen:

Wenn der Protestantismus seine Hand über die Kluft hinwegstrecken wird, um die römische Macht zu ergreifen, wenn er über die Kluft hinweg dem Spiritismus[!] die Hand reicht, wenn unter dem Einfluss dieser dreifachen Verbindung unser Land [die USA] jeden Grundsatz seiner Verfassung als einer protestantischen und republikanischen Regierungsgewalt verwerfen und Vorkehrungen für die Verkündigung päpstlicher Irrlehren und Unwahrheiten trifft, dann werden wir wissen, dass die Zeit für das außergewöhnliche Wirken Satans gekommen und dass das Ende nahe ist. (Testimonies for the Church V, 451 (1885); Christus kommt bald, 94.7)

Gott gibt uns auch folgende Ermutigung:

Unsere Gedanken müssen auf Gott gerichtet sein, und wir sollen nicht die Furcht der Gottlosen fürchten, d.h. fürchten, was sie fürchten, und verehren, was sie verehren, sondern treu und mutig für die Wahrheit stehen. … Gottes Auge wacht immer über Israel, und er will sein Volk beschützen und retten, wenn es seine Zuversicht auf ihn setzt. Wenn der Feind kommt gleich einer Flut, wird der Geist des Herrn ihm entgegenstehen. (Erfahrungen und Gesichte, 51)

Hinweis: Über die Geschichte der Fox-Schwestern gibt es einen detaillierten Bericht von Anwalt E. E. Lewis, der noch im gleichen Jahr Familie Fox und ihre Nachbarn befragt hat, siehe hier.
Der hier veröffentlichte Artikel erschien in der Zeitschrift Salvation & Service, Ausgabe 1, 2017, Nr 49, S. 36-39

Ein Kommentar

  1. Das ist bei uns allgemein Bekannt und wurde auch schon vor langer Zeit so wiedergegeben

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