Lindermann, Johann Heinrich (1806-1892)

Alter Jahr Ereignis
0180620. Feb: Geburt als Johann Heinrich Lindermann (eingetragen als Jean Henry) in Neuss, Sohn von Wilhelm Lindermann und Elisabeth Balters.
24. Feb: Taufe (reformiert).
In seiner frühen Kindheit zieht die Familie zurück nach Mülheim-Saarn, dem Herkunftsort des Vaters, wo dieser eine eigene Weberei betreibt.
JugendLinderman erlernt das Weberhandwerk, ist später auch als Steindreher, Sandformer, Schiffer und Seidenweber tätig. Ist als Kind und Jugendlicher oft bei den Großeltern mütterlicherseits in Barmen, wo er mit den dortigen erweckten christlichen (pietistischen) Kreisen in Kontakt kommt.
24183024. Juli: Heirat mit Elisabeth Buchmüller, Tochter eines Schreiners, in der reformierten Altstadtkirche in Mülheim an der Ruhr. Aus der Ehe gehen neun Kinder hervor.
371843Wende in Lindermanns Leben in der Zeit der Erweckung unter den Ruhrschiffern.
401846Arbeit als Kolporteur für die Bergische Bibelgesellschaft. Verkauft Bibeln u.a. auf Rheindampfschiffen an Auswanderer. Arbeitet im Niederbergischen Land und ab 1848 auch im Oberbergischen.
431849Wird von der Bergischen Bibelgesellschaft entlassen, da er die Grenzen seiner Befugnisse überschreitet, Bibelstunden hält und die Kirche kritisiert. Arbeitet als frei wirkender „Evangelist“ für die Evangelische Gesellschaft. Wirkt hauptsächlich zwischen Mülheim und Solingen.
441850Verwirft die Kindertaufe; Austritt aus der Evangelischen Gesellschaft. Forderung nach Gründung einer unabhängigen Gemeinde. Pastoren brandmarken ihn als „gefährlichen Separatisten“. Vom Kaufmann Hermann Heinrich Grafe (1818-1869) angestellt als unabhängiger Evangelist. Umzug in die Pilgerhütte Otterbeck. „Lehrbruder“ im Evangelischen Brüderverein.
451851Beschließt, aus dem Evangelischen Brüderverein auszutreten, da dieser seine von Gott geschenkte Freiheit einschränken wolle. Carl Brockhaus (1822-1899) kritisiert ihn scharf.
Lindermann wird (erneut) von Friedrich Arnold Herring (1812-1908) getauft. Beide wirken als „konfessionslose“ Freikirchler in der „Bergischen Taufbewegung“.
461852Eine Vereinigung mit den Baptisten lehnt Lindermann ab. Als sich Herring erneut taufen lässt, kritisiert das Lindermann und gewinnt dadurch Anhänger und Einfluss auf die Taufgemeinden.
Am 13. Dez Gründung der „Getauften Christen-Gemeinde“ an verschiedenen Orten (u.a. Pilgerhütte Otterbeck, Heiligenhaus, Velbert, Haan, Wald) mit eigenem Glaubensbekenntnis und Statut. Ca. 700 Mitglieder (Anhänger)
491855Nach Herrings Auswanderung nach Amerika ist Lindermann der alleinige Leiter der Gemeinden.
501856am 20. Nov Gründung der „Christen-Gemeinde“ in Hachsberg bei Solingen. Das neue „Glaubens-Bekenntnis“ betont die Eschatologie (Millennium als Königs- und Friedensreich) und hält fest, „daß keines von den Zehn Geboten aufgehoben ist.“ Lindermann hält den Sabbat am Samstag, vermutlich beeinflusst von den Familien Weinand, Drinhaus und Dörner aus Vohwinkel („Auf der Tesche“), die schon länger den Sabbat hielten.
581864Erwirbt das Eigentum Kiesberg 3 zwischen Elberfeld und Vohwinkel.
631869Verfasst ein undatiertes Liederbuch mit Strophen zur Sabbatheiligung.
661872Veröffentlicht in Barmen Schriften: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest“, „Das Tausendjährige Reich“ und eine Schrift über die Taufe.
Aufgrund seiner neuen chiliastischen Ansichten (irdisches Millennium) und der Sabbatlehre verliert Lindermann den größten Teil seiner Anhängerschaft; es bleiben ca. 40 bis 50 Sabbathalter in Vohwinkel und (Mönchen)Gladbach.
681875Feb: Die adventistischen Missionare John N. Andrews (1829-1883) und Jakob Erzberger (1843-1920) besuchen Lindermann und seine Gemeinde in Vohwinkel. Die meisten Anhänger Lindermanns schließen sich den Siebenten-Tags-Adventisten an.
6818758. Jan: Gründung der ersten Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland in Vohwinkel (Wuppertal). Lindermann selbst wird kein Siebenten-Tags-Adventist.
771883Umzug vom Kiesberg zurück nach Nützenberg.
811887Pfingsten: Ellen G. White (1827-1915) und Ludwig R. Conradi (1856-1939) verbringen das Wochenende in Vohwinkel.
851892Nach dem Tod seiner Ehefrau Elisabeth und dem Wegzug bzw. Auswanderung seiner Kinder vereinsamt Lindermann zunehmend. Er gibt das Anwesen am Kiesberg auf, wohnt zuletzt in Nützenberg.
1. Feb stirbt in Elberfeld

Literatur über Johann Heinrich Lindermann:

  • Daniel Heinz, „LINDERMANN, Johann Heinrich“, in Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (Herzberg: Verlag Traugott Bautz, 2001)
  • Daniel Heinz, „Johann Heinrich Lindermann und die pietistisch-freikirchlichen Wurzeln der deutschen Adventisten“, Adventecho Extra, April 2000.
  • Hugh Dunton, Daniel Heinz, Dennis Porter, Roland Strasdowsky: Heirs of the Reformation: The Story of Seventh-day Adventists in Europe (Grantham, England: Stanborough Press, 1997)
  • August Jung, Als die Väter noch Freunde waren: aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung (Wuppertal: Brockhaus [u.a.], 1999).
  • Karl Waber, Streiflichter aus der Geschichte der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz: von den Anfängen 1865 bis 1901 (Krattigen: Advent-Verlag, 1995), 36-48
  • Richard W. Schwarz & Floyd Greenleaf, Light Bearers: A History of the Seventh-day Adventist Church (Idaho: Pacific Press, 2000)
  • Material beim Ellen G. White Estate: Lindermann
  • Artikel in der Encyclopedia of Seventh-day Adventists: Lindermann